Der Sith-Tempel

Lord Vykos war alles andere als ein angenehmer Zeitgenosse. Er, der Foltermeister Lord Sins, der Herr der Schmerzen, war ein Anzati mit aschfahlem, eingefallenem Gesicht, einer etwas großen Nase und kalten, toten Augen.
"Ihr ließet mich rufen, Lord Sin?", sagte er mit rauer Stimme.

Sin lehnte sich zurück. "Ja, das ließ ich, Lord Vykos. Wenn ihr so nett wäret? Das Essen wird vorzüglich schmecken, aber..... es fehlt Musik, wenn ihr versteht, was ich meine."
Er grinste und nahm noch einen Schluck. "Aber nicht ihre Suppe trinken."

Vykos lächelte sardonisch.
Wie Ihr wünscht Herr. Ich denke, ich habe eine Sinfonie, die Euch ausgezeichent gefallen dürfte. Im ersten Satz spielen altmodische Ketten die erste Geige, im zweiten Satz greifen wir zu einem vorzüglichen Instrument, einem Gift, das köprerliche Empfindungen um ein Vielfaches steigert, und legen dann mit einem Orchester aus Messern, Zangen und Daumenschrauben richtig los. Und schließlich bekommen wir noch ein Solo, das die Dunkle Seite der Macht spielen wird. Klingt das nach einer angenehmen Untermahlung für Euer Diné, Lord Sin.

Er schnalzte mit der Zunge und sah zu Adiara, die am Boden kauerte.
"Beginnt."
Zwei Sklaven richtete ihm bereits einen Teller.

Vykos ließ geräuschvoll seine Knöchel knacken, dann schnippte er mit den Fingern, woraufhin ein Diener erschienen, der zwei feingliedrige Eisenketten bei sich trug.
Vykos nahm sie, legte sie um Adiaras Hände, zurrte sie so fest es ging zu und schloss sie dann ab. Die Ketten schnitten äußerst schmerzhaft in die Haut von Sins unwilliger Schülerin in Spe und drückten die Blutzufuhr ab, sodass ihre Hände langsam weiß wurden.

Adiara verzog das Gesicht. Ihr Handgelenke taten weh, doch sie versuchte es weiterhin zu ignorieren. Als sie spürte wie das Blut aus ihren Händen wich sah sie Sin herausfordernd an "Erstens du übergroßes Baby, nutze ich dir nichts mehr wenn ich keine Hände mehr habe! Zweitens ist das nicht gerade eine feine Art mit einer Lady umzugehen!" Sie legte weiterhin keinen Wert auf Höflichkeit. Andere hätten sich lieber die Zunge abgebissen, als Sin respektlos gegenüberzutreten.

"Oh", machte Vykos, ich habe keinesfalls vor, dir die Arme abzuhacken. Es soll nur ordentlich wehtun.
Der Foltermeister löste die Ketten und wartete, bis Adiaras Arme wieder richtig durchblutet waren, dann griff er in sein Gewand und holte eine Spritze hervor, die er ihr in den Arm rammte und so den gesamten Inhalt in ihren Blutkreislauf brachte.
"Ein schönes Gift", meinte er. "Es bentötigt nur einiges Sekunden, bis es sich vollkommen verteilt hat. Nun, beginnen wir mit dem zweiten Satz."
Vykos streifte seine Ärmel zurück und begann mit seinen dürren, knochigen Händen, Adiaras Gesicht zu bearbeiten. Durch das Gift waren ihre Nerven empfindlich wie nie zuvor und schon jede kleine Berührung tat weh. Und Vykos wusste, wo und wie er ihr Gesicht berühren musste, dass es wirklich schmerzte.

Sin beugte sich vor.
"Du kannst dich noch entscheiden, Kleine........."
Er nahm noch einen Schluck und lauschte weiter der Synphonie der Schmerzen.

Adiara hörte laute und schmerzerfüllte Schreie. Erst jetzt begriff sie das es ihre eigenen waren die laut durch die Hallen schallten und jedem Wesen das sie nicht genoss, einen Schauer über den Rücken jagen würde. Ihr letzter Schrei galt ganz ihrem Vorbild. Sie rief immer und immer wieder Nuray um Hilfe. Doch niemand kam um ihre Schmerzen zu beenden. Ihre letzte Möglichkeit war es aufzugeben und sich Lord Sins Befehlen zu fügen. Doch das konnte sie einfach nicht. Sin war in ihren Augen das wiederwertigste Wesen das sie je kennen gelernt hatte. Doch wollte sie wirklich sterben hier qualvoll zu Tode gefoltert werden? Nein, das wollte sie nicht, ganz sicher nicht... Langsam begann ihr Wiederstand zu brechen..

Mit einem beinahe gierigen Blick beugte sich Sin nach vorne und musterte ihre flehenden Augen.
"Aufhören? Wir sollen aufhören?" Er lachte leise. "Warum denn, meine Liebe? Du singst fantastisch, besser als die Opernsänger auf Corusant."
Er nahm noch einen Schluck. "Oder wirst du jetzt endlich vernünftig?"
Der Dunkle Lord der Sith kam langsam auf sie zu und kniete sich hinter sie.
"Weißt du, wer für deinen Schmerz verantwortlich ist? Nicht ich, nicht Vykos, nein.... je mehr und je öfter sich Nuray sträubt, Loki zu gehorchen, umso mehr musst du leiden. Wo ist sie denn jetzt, deine liebe Nuray, hmm?
Sie ist nicht hier. Du bedeutest ihr nichts. Sie verachtet dich. Sie zeigt es durch ihren Trotz, Loki zu gehorchen, obwohl er sie mehrmals gewarnt hat. Sieh es ein: Du hast niemanden mehr, aber du könntest mich bekommen, wenn du nur artig bist."
Er setzte sich wieder und lauschte ihren Geschrei.

Adiara biss die Zähne so kräftig zusammen das es weh tat. "i-ich gebe auf.. bitte hört endlich auf!" Sie ließ traurig den Kopf hängen und sie dachte über das nach was ihr Lord Sin soeben mitgeteilt hatte. Unbremsbarer Zorn flammte in ihr auf, so stark wie nie zuvor. Wenn Nuray sie wirklich verraten hatte und sie hier für sie selbst leiden ließ, dann würde sie sich rächen und das nicht zu knapp. Trotz ihrem schnellen Wandel war immer noch ein klein wenig Vernunft da der sie darüber nachdenken ließ ob Nuray überhaupt wusste das jemand anderes leiden musste nur weil sie selbst nicht gehorchte..

Sin erriet ihren Gedanken, er las es in ihren gebrochenen Augen.
"Sie weiß es, meine Kleine, sie es weiß. Lord Loki hat sie zweimal gewarnt, aber wer nicht hören will....."
Er seufzte theatralisch.
"Naja, kann man nichts machen. Danke, Lord Vykos. Ihr könnt gehen..... und schickt bitte Lady Merona zu mir. Ich bin sicher, dass meine neue Schülerin sicher nicht in den Kerkern zu residieren gedenkt...."
Er wandte sich wieder halb zu Adiara. "Setz dich, mein Kind und still deinen Hunger. Dein Magen knurrt so laut, dass es schon eine halbe Belästigung ist.... und eine ausgehungerte Schülerin kann man nicht unterweisen...."
Er wies auf den freien Platz ihm gegenüber.

Adiara setzte sich und sah über den Tisch hinweg ihren neuen Meister an. Sie war mehr als unglücklich mit dieser Tatsache, allerdings schnürte die Wut über Nurays Verrat ihr beinahe die Kehle zu. Wie hatte sie es wagen können sie einfach zu hintergehen? Adiara lief einen einzige Träne über das Gesicht. Schnell schüttelte sie den Gedanken ab und Griff nach dem Besteck. Wenn Nuray ihr nicht half, würde sie es sich wenigstens so gut gehen lassen wie sie nur konnte.

Sin legte die Fingerspitzen aneinander und beobachtete sie darüber hinweg, wie sich an den Speisen und Getränken gütlich tat.
Er wartete ab, wie sie sich entwickeln würde. Er würde nicht das Tischgespräch beginnen. Er hatte Zeit.
Lady Merona, die junge Miraluka betrat den Raum.
"Ihr habt mich rufen lassen, mein Lord?"
Sin nickte. "Ich würde gerne mit euch über die Unterbringung der jungen Lady sprechen..."
Merona nickte. "Wie ihr wünscht."
"Ich denke sie bekommt das Quartier im Osten. Ihr wisst, das mittlere, das sollte reichen. Und stattet ihren Kleiderschrank ordentlich aus, ich will nicht, dass sie zerrissen herum rennt...."
Die Miraluka nickte wieder.
Sin sah zu Adiara. "Hast du noch Wünsche, meine Liebe?"

In diesem Moment betrat Loki den Raum.
"Lord Sin?, sagte er und deutete eine leichte Verbeugung an. "Lord Sidious ist nun zu einem Gespräch bereit."
Er hielt einen Holoprojektor hoch.

Sin nickte. "Sehr schön." Er erhob sich und sah zu Adiara.
"Schau zu und lerne, junge Schülerin, wie man mit einem anderen Sith-Lord umzugehen hat."
Er stellte sich vor den Holoprojektor, die Kapuze im Nacken und das schwarze Tuch herunter gezogen.
"Aktiviert es", befahl er Loki.

Loki legte den Holoprojektor auf den Boden und aktivierte ihn, woraufhin eine blau schimmernde Gestalt erschien. Der Sith-Lord trug eine weite Kutte. Die Kapuze war tief in sein Gesicht, sodass ausschließlich sein Kinn und seine beinahe leuchtenden Augen zu sehen waren. Obwohl er nicht einmal persönlich anwesend war, strahlte Darth Sidious eine Aura der Macht aus.
"Was willst du?", fragte der Dunkle Lord der Sith mit trockener, tiefer Stimme.

Sin verneigte sich leicht.
"Seid gegrüßt, Lord Sidious. Ich hatte gehofft, wir könnten uns einmal..... unterhalten..."
Seine Augen funkelten finster.

"Meine Zeit ist begrenzt, also sprich und sag, was du zu sagen hast", erwiderte Sidious.

"Lord Sidious, warum so feindselig?" Sin lächelte unterwürfig.
"Ich hatte gehofft, ihr könntet.... mir etwas von eurer kostbaren Zeit schenken."
Sein Lächeln erstarb. "Legen wir die Karten offen auf den Tisch, ihr habt was, was ich will und ich habe etwas, was ihr wollt."
Er schnalzte mit der Zunge. "Seid ihr zu einem Tausch bereit?"

"Und was könnte das sein, mein Junge?", fragte Lord Sidious mit abschätziger Stimme. Sein Blick ruhte starr auf Sin, Loki oder Adiara ignorierte er vollkommen.

Das sie zitterte, bemerkte Adiara jetzt erst. Sie sah gerade den Mann, besser gesagt das Wesen, dem sie alles zu verdanken hatte. Den Tod ihrer Liebsten, von Freunden und Mit-Jedi, dass sie in diesem Kaff versauern musste und alles andere Leid das sie verspürte. So viele waren tot oder weit weg, vielleicht suchten manche nach ihr, oder trauerten im stillen obwohl sie eigentlich noch lebte. Wie gerne hätte sie ihnen gesagt das es ihr gut ging, wie gerne hätte sie doch in vertraute Gesichter gesehen. Sie wusste das sie diese Wünsche nicht mehr lange haben würde, die dunkle Seite war stark, für sie zu stark.. Sie war anfällig, viel anfälliger als die Anderen Padawan gewesen. Wieso wusste sie nicht, was sie wusste war das ihr dieser Hang zur dunklen Seite das Leben bisher gerettet hatte und langsam verlor sie die Furcht vor dem was sie umgab. Der Dunkelheit... Langsam merkte sie das die Finsternis viel angenehmer war als sie bisher angenommen hatte..

Sin sah in den Augenwinkeln zu Adiara.
Er spürte ihre Angst, roch sie....
"Mein Blut. Das Elexier des Lebens. Das ist es, was ihr wollt, mein Lord."
Er wartete einen Moment ab.
"Ich schlage euch was vor: Für jeden Gegenstand, den ich verlange, bekommt ihr eine Phiole von meinem Blut. Einverstanden?"

Sidious Miene war unergründlich.
"So, will ich das? Und was ist es, dass du willst? Noch einmal werde ich nicht fragen."

"Ja, mein Lord. Ihr wollt das. Ich wurde nicht nur als euer Aushängeschild und euer Henker geschaffen. Sondern auch als euer Jungbrunnen...... ich sehe es in eurem Augen."
Er schwieg einen Moment.
"Was ich will sind Pläne.... Schiffe, Panzer, Waffen, Rüstungen.... Korriban will verteidigt sein."